Status Quo

Gestern Abend fragten mich Freunde, wie es eigentlich gerade mit meiner Transition steht. Wir hatten uns anderthalb Monate nicht gesehen und sie wollten einfach wissen, wie es mir gerade damit geht. Was so passiert. Normalerweise bin ich nicht um Worte verlegen, wusste in diesem Moment aber erst einmal nicht, was ich darauf antworten sollte. Mir fiel nichts ein!

Ungeachtet der Tatsache, dass ich danach natürlich bestimmt noch 20 Minuten darüber sprach, wie sich das so mit der Impotenz im Kopf anfühlt und das Thema Penis aus semi-feministischer Sicht beleuchtete, blieb es bei diesem Gefühl. Gerade gibt es nichts. Auch P. steuerte an dieser Stelle bei, dass sie das Gefühl habe, auch in dem, was ich im Blog schreibe, sei viel Alltag eingekehrt. Wirklich umwälzende Sachen seien da schon länger nicht mehr gewesen.
Stimmt.

Wars das jetzt? Nein, glaub ich nicht. Oder sage ich besser: Ich traue dem Frieden nicht? Ich bin relativ überzeugt, dass die Veränderungen, die jetzt kommen, mehr Zeit brauchen und mich einfach nicht mehr so überrumpeln werden. Transition im Alltag ist im Moment ganz viel Narbenpflege, im realen wie im übertragenen Sinne: Morgens und abends massiere ich meine Narben, die mir in unterschiedlichen Breiten und unterschiedlicher Couleur unterschiedliche Gedanken bereiten. Und ich versuche, meinen Alltag zu meistern, der wieder ungehindert auf mich einprasselt und mich deutlich mehr fordert, als noch vor der OP und als mir zuzugeben lieb ist. Oft bin ich einfach auch nur müde und schlafe im Ruhesessel ein, sobald die wichtigsten Aufgaben des Tages erledigt sind. Ich glaube, mein Körper ist immer noch damit beschäftigt, nach der Mastek wieder zu Kräften zu kommen. Achtsamkeit für ihn und seine veränderten Bedürfnisse zu lernen, fällt mir enorm schwer, ist aber scheinbar im Moment die wichtigste Aufgabe, zumindest was mich betrifft.

In der Zwischenzeit beobachte ich leidenschaftlich Menschen. Wie verhalten sie sich – zueinander und zu mir? Und wie verhalte ich mich zu ihnen (ja, manchmal fallen mir da deutliche Veränderungen auf). Mich fasziniert männliches, weibliches und alles „dazwischeniches“Verhalten sehr. Bei den meisten Menschen in meinem Umfeld, die schon vor meiner Transition in meinem Leben waren, also von P. bis zur Mitarbeiterin im Biomarkt, merke ich kaum Veränderungen. Im Vergleich hierzu schaue ich mir Menschen an, die ich jetzt erst kennenlerne, nach der Operation.

Und das wars auch schon. Zugegeben, nicht so die Wahnsinnsstory. Aber eben gerade das, was passiert.

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Yesterday friends asked me, how my transition was going. We hadn’t seen each other in six weeks and given the large scale of changes over the past months they just wanted to know what I had been up to. Generally I am not often at a loss for words, but here I didn’t have a reply.

For  a moment, at least. Despite the fact that I was later able to talk about the impotence in my brain and shed some semi-feminist light on the penis topic, the feeling of „nothing new“ remained. P. chimed in, nodding, telling me that she had noticed a significant amount of everyday-ness in my blog entries. It is true. The life-changing events have been hard to come by lately.

So is that it? Am I done with my transition? I don’t really think so. Or let me say: I don’t trust the peace and quiet. But I do also think that the changes I will be experiencing from now on will be more subtle, will not surprise me as much as in the past 19 months. Transitioning these days is very much about scar treatment, in the literal sense as much as in the figurative sense: Mornings and evenings are marked by scar treatment with various oils, accompanied by me cursing this or that movement over the day that might have broadened one particular part of the scar or another. And I try to cope with everyday life that has been pelting me without mercy for the past two months, overpowering me more than ever before my surgery. I only have to lay my eyes on an easy chair these days to fall asleep instantly at the end of the day. My body still seems to have a lot of stuff to sort out. There still is quite a bit of recovering to do from the mastectomy. Learning mindfulness for my body and soul is the hardest thing to do, especially for me as a sucker for neglecting myself. And yet it is the most important job at hand right now.

In the meantime, I love watching people. How are they behaving with each other and with me? And how am I behaving myself (and yes, sometimes a notice a significant difference there)? I am fascinated with male, female and everything-in-between behavior. With the most people who have been in my life pre-transition, from P. to the co-workers at the natural foods co-op, changes tend to be very slight, almost unnoticeable. And I try comparing them to people I have met after my surgery.

Folks, that’s it for today. Admittedly nothing that will change the world. But that’s what I have been up to.